Häufigste medizinische Fragen
Bei der Multiplen Sklerose, der Erkrankung mit den 1.000 Gesichtern, können die Symptome sehr unterschiedlich sein. Dasselbe trifft auf den Krankheitsverlauf zu. Auf dieser Seite haben wir eine Liste mit Antworten auf häufige Fragen rund um die Erkrankung MS zusammengestellt.
Die überwiegende Anzahl der MS-Betroffenen wird zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr diagnostiziert, wobei teilweise die ersten Symptome dem Zeitpunkt der Diagnosestellung oft Jahre vorausgehen.
In den letzten Jahren kam es jedoch zu einem deutlichen Anstieg an gestellten MS-Diagnosen im Kindes- und Jugendalter sowie auch im Alter über 40 Jahren. Ein weiterer Gipfel der Erkrankung besteht insbesondere bei Männern ab dem 60. Lebensjahr. Hier wird häufig eine primär progrediente Verlaufsform diagnostiziert.
Auf die Entstehung einer MS bei einem Menschen haben nach heutigem Kenntnisstand viele unterschiedliche Faktoren Einfluss: genetische, andere biologische und auch Umweltfaktoren.
Es gibt Hinweise, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen: das vermehrte Auftreten innerhalb einer Familie und ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Familienangehörige, wenn ein enger Verwandter von MS betroffen ist. Bestimmte Kombinationen von Genen können das Risiko erhöhen, an einer MS zu erkranken.
Ebenso gibt es Umwelteinflüsse, wie eine verminderte Sonneneinstrahlung in der frühen Kindheit mit resultierendem verminderten Vitamin D-Spiegel, Übergewicht, Infektionen mit Viren (z. B. Ebstein-Barr-Virus), die das Risiko begünstigen, an einer MS zu erkranken.
MS ist keine tödliche Erkrankung. In den bisher durchgeführten Studien hat sich gezeigt, dass die Lebenserwartung von MS-Betroffenen nur wenig kürzer ist als von Menschen, bei denen keine MS diagnostiziert wurde. Dabei ist zu beachten, dass diese Studien durchgeführt wurden, als keine oder nur sehr begrenzte Behandlungsmöglichkeiten der MS zur Verfügung standen. Mit der Einführung der neuen MS-Medikamente hat sich der Unterschied in der Lebenserwartung möglicherweise sogar verringert.
Sehr schwere Verläufe der MS kommen mittlerweile nur noch selten vor. In so einem Fall können jedoch Symptome auftreten, die zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen können. Diese Symptome sind zum Beispiel Atem- oder Schluckstörungen, aber auch Erkrankungen wie eine komplizierte Harnwegsinfektion.
Schnelle Ermüdung und erhöhte Erschöpfung können zu einer erheblichen Einschränkung im Alltag führen. Wichtig ist, weiterhin körperlich aktiv zu bleiben.
Folgende Vorschläge können helfen, Ihre Kräfte am besten zu nutzen und Überanstrengung zu vermeiden:
- Sorgen Sie für ausreichenden, regelmäßigen nächtlichen Schlaf.
- Machen Sie mindestens einmal pro Woche Sport und bleiben Sie körperlich so aktiv wie möglich, aber nie bis zur Erschöpfung.
- Lernen Sie, Ihre eigenen Grenzen zu akzeptieren, die Warnsignale des Körpers zu erkennen.
- Erledigen Sie lange, ermüdende Aufgaben schrittweise! Legen Sie geplante Ruhepausen ein.
- Planen Sie anstrengende Aktivitäten vormittags ein, wenn Sie die meiste Energie haben.
- Halbieren Sie (wenn möglich) den Tag durch einen Mittagsschlaf.
Schmerzen sind ein häufiges Symptom bei der Multiplen Sklerose. Schon zu Beginn der Erkrankung können Kopfschmerzen und Augenschmerzen im Kontext einer Sehnerven-Entzündung oder Gesichtsschmerzen im Rahmen einer Trigeminusneuralgie auftreten.
Entsteht eine entzündliche MS-Läsion im Bereich der schmerzverarbeitenden Zentren im Gehirn oder Rückenmark, kann dies das Auftreten von Nervenschmerzen (mit Ursprung im Zentralnervensystem) begünstigen. So können zum Beispiel brennende Missempfindungen an Armen oder Beinen infolge eines entzündlichen Herdes, meist im Rückenmark, entstehen.
Im Verlauf der MS können Lähmungserscheinungen und Spastik zu Störungen der Körperhaltung führen. Dadurch werden Muskeln, Sehnen und Bänder über- oder fehlbelastet und in der Folge können Schmerzen auftreten. Durch eine eingeschränkte Mobilität kann im Krankheitsverlauf auch eine Osteoporose entstehen und insbesondere Rückenschmerzen verursachen.
Schmerzen sind für den Betroffenen sehr belastend, führen zu einer Einschränkung von Lebensqualität und Alltagsaktivitäten.
Aufgrund der vielschichtigen Entstehungsmechanismen der Schmerzen sollte ein Arzt exakt einordnen, was den Schmerz verursacht. Die Schmerztherapie muss an der Ursache orientiert durchgeführt werden und sollte das breite Spektrum der Therapiemöglichkeiten umfassen (physikalische Therapie, Medikamente, psychologische Unterstützung).
Im normalen Verlauf der MS gibt es Verbesserungen und Verschlechterungen. Gelegentlich erweckt es den Eindruck, dass solche Veränderungen im Krankheitsgeschehen durch richtige oder falsche Ernährung entstehen. Auch Diäten werden bei MS oft empfohlen, bei denen sich jedoch in der Überprüfung in Studien bisher keine als wirklich wirksam erwiesen hat. Jedoch kann eine ausgewogene Ernährung dazu beitragen, die Lebensqualität zu verbessern und Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen vorzubeugen. Ratsam ist eine ausgewogene, vegetarisch-betonte Ernährung. Außerdem sollte auf eine ausreichende Zufuhr an Ballaststoffen und Vitaminen geachtet werden und Über- wie auch Untergewicht vermieden werden.
Blasenstörungen sind ein häufiges Symptom bei der Multiplen Sklerose, seltener auch Störungen der Darmentleerung. Sie können als Erstsymptom auftreten oder sich im Laufe der Erkrankung entwickeln. Dabei steigt die Häufigkeit mit zunehmender Erkrankungsdauer.
Bei der Blasenstörung kann es zu einer Harnblasenschwäche, übermäßigem Harndrang oder einer Blasenentleerungsstörung mit Restharn sowie einer Kombination aus diesen Symptomen kommen. Die Lebensqualität und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ist dadurch deutlich beeinträchtigt.
Bei einer Blasenstörung sollten Sie sich einem Arzt anvertrauen. Eine spezialisierte Diagnostik ist die Voraussetzung, um eine zielgenaue Therapie planen zu können. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Teil der Blasenstörungen mit Beckenbodentraining, Physiotherapie oder Yoga verbessert werden kann. Ebenso finden verschiedene Arten der Nervenstimulation neben der medikamentösen Therapie Anwendung. In schwereren Fällen können invasive Methoden (Injektionen zum Beispiel von Botulinumtoxin oder operative Maßnahmen) angewendet werden.
Insgesamt ist auf eine ausreichende Trinkmenge sowie das regelmäßige Entleeren der Harnblase auch ohne Harndrang zu achten, um Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Blasenentzündungen vorzubeugen.
Der maßvolle Genuss von Alkohol schadet generell nicht, verstärkt jedoch die MS-Symptome wie Müdigkeit und Gleichgewichtsstörungen. Beachten Sie also Ihre Verträglichkeitsgrenze! In Verbindung mit Medikamenten zeigt Alkohol häufig gefährliche Wirkungen. Konsultieren Sie diesbezüglich Ihren Arzt.
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Die Fachinformationen auf dieser Seite wurden zusammengetragen vom Ärztlichen Beirat der DMSG LV Berlin e. V.